Land aus Licht und Farbe


Auf den Spuren van Goghs
Aus dem platten Land fahren wir weiter in Richtung Berge und erreichen nördlich von Arles die Alpillen. Der Ort Les Baux-de-Provence empfängt uns auf einem Felsvorsprung thronend, als wolle er seinen Besitzanspruch über die ihm zu Füßen liegende Camargue hervorheben. Bei gutem Wetter sind die Sümpfe und das Meer von der Burgruine aus gut erkennbar. Das mittelalterliche Städtchen ist ein beliebtes Besuchsziel für Touristen. Einige hundert Meter weiter den Berg hinauf liegen die Kalksteinbrüche, in denen heute die gigantische Lichtinstallation Carrières de Lumières aufgebaut ist. Über 100 Videoprojektoren projizieren mit Musik und Bewegung animiert die Bilder großer Künstler auf die weißen Wände, Decken und Böden. Auf 6.000 Quadratmetern werden die nackten weißen Felsen so zu einer beeindruckenden Hommage an die Kunst.
Auf der anderen Seite des Felsmassivs der Alpillen liegt der Ort Saint-Rémy-de-Provence. Am Stadtrand in der Psychiatrischen Klinik des Klosters Saint-Paul-de-Mausole wurde van Gogh behandelt und so entstanden auch hier zahlreiche Gemälde des berühmten Künstlers. Die sehenswerte Altstadt ist am besten zu Fuß zu erkunden. Zur Übernachtung bietet sich der Campingplatz Monplaisir an, der nur 15 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt liegt und dennoch vor allem für seine Ruhe vom niederländischen Campingverband ANWB als ‚Camping des Jahres 2016‘ ausgezeichnet wurde. Der familiengeführte Vier-Sterne-Platz ist liebevoll angelegt, in allen Installationen vom Empfang über den Shop und die Sanitärgebäude bis hin zum Schwimmbad ist das Motto „klein aber fein“ zu erkennen.
L’Ile sur la Sorgue im Departement Vaucluse heißt die nächste Etappe. Umringt von zwei Flussarmen empfängt die Altstadt des Ortes den Besucher mit historischen Bauten, zahlreichen Mühlrädern und einer Menge Patina. Einst trieben 62 Mühlräder Webstühle an, die den Ort zu einer Hochburg für Tuche und Stoffe machten. Geblieben ist davon nur noch die Manufaktur Brun de Vian-Tiran, die unter Kennern für ihre feinen Tuche aus Baumwolle, Mohair oder Kaschmir geschätzt wird. Darüber hinaus ist das Örtchen für seine Antiquitätenläden bekannt. Im Sommer bevölkern zahlreiche Besucher die unzähligen Restaurants und Bars in der Altstadt und entlang der Flussarme. Bei provençalischem Wein und Spezialitäten wird ein lauer Sommerabend hier zum Genuss für die Sinne. Als Übernachtungsplatz bietet sich der Campingplatz Airotel la Sorguette an. Er liegt gerade einmal zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der 25minütige Spaziergang in die Stadt führt entlang der Sorgue vorbei an Gärten, Parkanlagen und zahlreichen Anglern. Der gepflegte Drei-Sterne-Platz wird familiär geführt und verzichtet bewusst auf den vierten Stern, für den lediglich ein Schwimmbad fehlt. Angesichts des freundlichen Empfangs, der einwandfreien Infrastruktur und der ruhigen Lage haben wir das aber nicht wirklich vermisst.


Bergdörfer und wilde Schluchten
``Einmal im Leben...``
Auf der Reise Richtung Osten passiert das Reisemobil weitere Bergdörfer wie Gréoux-les-Bains oder Moustiers-Sainte-Marie. Dabei fallen immer wieder die langen Reihen der Lavendelfelder ins Auge. Lila sind sie nur zwischen Mitte Juni und Mitte Juli. Zwar würde der Lavendel noch bis Ende August blühen, allerdings findet Mitte Juli meist schon die Ernte statt und dabei werden alle Reihen bis auf wenige Zentimeter abgeschnitten. Wer später nach lila Lavendelfeldern sucht, wird daher nur schwer fündig.
Am östlichsten Punkt unserer Reise warten die wilde Gorges du Verdon. Am Ausgang der Schlucht liegt der große See Lac de Saint Croix. Ein Eldorado für Segler, Windsurfer, Stand up-Paddler, Kanuten und andere motorlose Wassersportler. Er entsteht wie sein kleinerer Bruder der Lac d’Esparron bei Gréoux-les-Bains durch eine Staumauer. Diese stauen den Fluss Verdon und regeln von hier aus die Trinkwasserversorgung nahezu der ganzen westlichen Provence. Die Schlucht selbst ist ein imposanter Anblick und fordert von Fahrer und Beifahrer gute Nerven. Schon die normale zweispurige Straße eröffnet dem Beifahrer ab und zu den freien Blick in den Abgrund. Besonders nervenstarke Mobilisten können ab La Palud Sur Verdon den Rundkurs der D 23 „Route des Crêtes“ fahren. Die Straße wird nach einigen Kilometern einspurig und darf daher an einem Teilstück nur in eine Richtung befahren werden. Wer den ganzen Rundkurs ohne Wendemanöver absolvieren möchte, sollte daher im Uhrzeigersinn fahren. Gelegentlich führen grob gehauene unbeleuchtete Tunnel durch den Fels. Zum Glück sind sie nicht sehr lang. Immer wieder laden Parkbuchten dazu ein, die Aussicht zu genießen. Je nach Anzahl der Stopps können die 23 Kilometer eine bis anderthalb Stunden in Anspruch nehmen. Bei gutem Wetter ist die Strecke ein unvergessliches Erlebnis aus der Kategorie „Einmal im Leben…“.

Erschienen in CARAVANINGWELT 2017/18
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Von Lyon kommend führt die Autoroute du Soleil A7 in die Provence. Von Osten ist auch eine Route über Italien möglich und damit der Beginn einer Provence Tour an der Côte d‘Azur bei Menton. Durch die Schweiz über Genf und weiter über Grenoble und Gap erreicht die A 51 bei Sisteron die nördliche Provence.
836 Campingplätze sind in der Region Provence Alpes Côte d’Azur gelistet. Hinzu kommen nochmal rund 450 Reisemobilstellplätze bei Gemeinden und privaten Betreibern. Einen guten Überblick geben die Internetseite www.campingfrance.com/de sowie die Stellplatzführer der deutschen Fachmedien.
Die von uns auf dieser Reise besuchten Plätze waren:
Camping SUNELIA Le Clos du Rhône ****
Route d’Aigues Mortes
CD 38 – 13460 Saintes Maries de la Mer
T/ +33 (0)4 90 97 85 99
www.camping-leclos.fr
Camping Monplaisir ****
345 Chemin Monplaisir
13210 SAINT REMY DE PROVENCE
T/ +33 (0)4 90 92 22 70
www.camping-monplaisir.fr
Camping Airotel La Sorguette ***
871, route d’Apt
84800 L’isle-sur-la-Sorgue
T/ +33 (0)4 90 38 05 71
www.camping-sorguette.com
Camping des Sources***
Route de Murs
84220 Gordes
T/ +33 (0)4 90 72 12 48
www.campingdessources.com
Camping La Farigoulette *****
1029 route de Montpezat
04500 – Saint-Laurent-du-Verdon
T/ +33 (0)4 92 74 41 62
lafarigoulette.cielavillage.fr
Neben Camping- oder Reisemobilstellplätzen gibt es in Frankreich eine dritte, auch kulinarisch sehr interessante Möglichkeit der Übernachtung: France Passion heißt das Programm, dem sich 2000 Winzer, Landwirte und handwerkliche Betriebe in Frankreich angeschlossen haben. Jeder Käufer des Etappenführers für 29 Euro erhält eine Mitgliedskarte und eine Vignette für das Reisemobil, die ihn für ein Jahr als Gast von France Passion ausweisen. Damit kann er bei den teilnehmenden Winzern, Landwirten und handwerklichen Betrieben kostenlos übernachten. Im Gegenzug erhoffen sich die Produzenten natürlich den Einkauf ihrer Produkte, hierzu besteht jedoch keine Verpflichtung. Da im Reisemobil aber immer reichlich Platz in Kühlschrank und Heckgarage ist, nutzen viele Caravaning-Fans die Gelegenheit sich mit frischen regionalen Spezialitäten direkt vom Erzeuger einzudecken. Wir haben auf unserer Reise zwei dieser France Passion Stationen besucht:
Olivenmühle Moulin du Calanquet
Etwas versteckt außerhalb von Saint Rémy de Provence liegt die Olivenmühle Moulin du Calanquet. Die einfachen Übernachtungsplätze zwischen Olivenbäumen und Waldrand liegen unweit vom Hauptgebäude. Die Olivenmühle ist vielfach prämiert für ihre sortenreinen Öle ebenso wie für ihr Cuvée aus fünf verschiedenen Olivenarten. Zu den Kunden zählen auch Frankreichs „Kochgott“ Paul Bocuse und viele Gewinner seines Wettbewerbs „Bocuse d’Or“. Ein Sternekoch hat gemeinsam mit der Olivenmühle Rezepte für weitere Produkte, etwa Chutneys und Marmeladen mit Oliven, entwickelt. Wahrhaftig ein kulinarisches Highlight. Moulin de Calanquet
3206 Vieux Chemin d’Arles
13210 Saint-Rémy de Provence
T/ : +33 (0)4 32 60 09 50
www.moulinducalanquet.fr
Weingut Château Les Eydins
Château mag aus architektonischer Sicht ein etwas hochtrabender Name für die Gebäude dieser Domäne sein. Die einfachen Übernachtungsplätze am Rand des Weinguts bieten jedoch einen schönen Blick auf die Weinreben und die Berge des Luberon. Die Weine allerdings haben alle Ehren verdient. Aus rein biologischem Anbau überzeugen sie mit Frucht und Finesse. Nicht wenige Flaschen haben den Weg in den heimischen Weinkeller gefunden.
Château les Eydins
Route du Pont Julien
84480 Bonnieux
T/ +33(0)4 90 75 61 58
www.chateau-les-eydins.com