Das geht in Norwegen perfekt, weil man durch das sogenannte Jedermannsrecht wild campen darf. Allerdings sollten einige Regeln beachtet werden.

Das Jedermannsrecht, zu norwegisch „Allemannsretten“, wurde in den 1950er Jahren gesetzlich verankert und besagt, dass sich in Norwegen jeder, ob Einheimischer oder Besucher, in der Natur frei bewegen darf. Das gilt fürs Skifahren im Winter, fürs Wandern und Picknicken und eben auch fürs Übernachten. 150 Meter sind vom nächsten Haus Abstand zu halten, und man darf sein Zelt nicht auf Privatland aufschlagen.
Da Norwegen aber mit rund fünf Millionen Einwohnern und einer größeren Fläche als Deutschland absolut spärlich besiedelt ist, fällt es überhaupt nicht schwer, ein freies Plätzchen zum Campen zu finden. Strenggenommen sollte man nicht im Wohnwagen oder Wohnmobil wild campen, sondern wirklich nur im Zelt oder direkt ganz frei im Schlafsack unter dem spektakulären Sternenhimmel (unbedingt an guten Mückenschutz denken!). Und länger als zwei Nächte sollte man nicht an einer Stelle bleiben.
Auf Parkplätzen darf nicht übernachtet werden, aber sobald man eine Stadt verlässt und ein paar Hundert Meter in die Natur fährt, finden sich überall zahlreiche tolle Plätze an Bächen und Seen, in den Bergen und an der Küste. Selbstverständlich muss jeglicher Müll mitgenommen und später entsorgt werden, und die Chemietoilette kann auf Campingplätzen an markierten Orten entleert werden.

Wer sich an diese Regeln hält und Norwegen unter Nutzung des Jedermannsrecht erkundet, nutzt die wahrscheinlich ursprünglichste und schönste Art des Reisens. Und die günstigste obendrein. Es müssen nur immer wieder ein paar Euros für die Benutzung privater Gebirgsstraßen eingeplant werden. Pro Strecke sollen meist 2,50 Euro gezahlt werden. Es lohnt sich also, ordentlich Kleingeld mitzunehmen, denn an diesen Gebirgsstraßen gibt es keine großen Mautstellen, an denen Geld gewechselt werden kann, sondern nur kleine Kästen, in die ein Umschlag mit dem Geld geworfen werden muss.
Wir sind als Familie mit zwei kleinen Kindern unterwegs und haben uns für eine Reise im Wohnmobil entschlossen, weil die Vorstellung vom Windeln wechseln im regennassen Zelt so abschreckte. Hätten wir gewusst, dass zwei Wochen Sonnenschein auf uns warten, hätten wir uns womöglich anders entschieden. So aber geht die Reise los, mit dem Wohnmobil durch Dänemark bis zur Hafenstadt Hirtshals. Auf dem Campingplatz hier herrscht noch richtiger Rummel, aber er ist mit riesigem Spielplatz und Trampolin optimal für unsere Kinder. Früh am nächsten Morgen geht es mit der Schnellfähre rüber nach Norwegen, wo in Larvik noch etwas zähe Zeit bei der Einreise vergeht. Die Zollbeamten picken sich stichprobenartig einige Fahrzeuge heraus, doch wir dürfen ohne Stopp einreisen.

Süd-Norwegen - am Lauschigen See
In Norwegen ist Angeln in allen Salzgewässern auch ohne spezielle Genehmigung erlaubt – also am Meer und in den Fjorden. Fürs Angeln an den Seen braucht man eine Genehmigung, und um diese haben wir uns heute noch nicht gekümmert. Also bleibt die Angel noch im Gepäck. Als die Kinder schließlich schon im Wohnmobil schlafen und wir noch draußen sitzen mit den Füßen im See – es geht schon auf Mitternacht zu und wird trotzdem doch nicht ganz dunkel – da wird mir wieder klar, was ich immer so sehr liebe an den Urlauben in Norwegen: genau das. Dieses Gefühl von absoluter Freiheit. Ich überlege noch kurz, ob das denn gefährlich sein kann, hier als Familie so ganz alleine in der Wildnis zu schlafen, da übermannt mich auch schon die Müdigkeit.

Blick aus dem Wohnmobil

Campingplatz Sandnesodden am See Nisser
Text und Bildmaterial: Jule Sommer
Erschienen in “Camping”, August 2014
Video: Thomas Kussmaul
Weitere Informationen
Dänemark:
Dänemark Camping Hirtshals
Tornby Strand Camping
Strandvejen 13
9850 Hirtshals
Tel.: +4598977877
Norwegen:
Sandnesodden Camping
3855 Treungen
Telefon: +47 95 00 35 29
Mail: post@sandnesodden.no
Web : www.sandnesodden.no
Wildes Camping ist unter bestimmten
Regeln erlaubt.
Ausflug zu den Jettegrytter
Tolle Badelandschaft aus Naturbecken in den Felsen. Sie liegen in Haugsjåsund, nur wenige Kilometer südlich des Sees Nisser.