Oberhalb des Polarkreises

Caravaning im skandinavischen Winter – ein Interview mit Fotograf Dirk Heckmann

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Seit Ende der 90er Jahre ist Dirk Heckmann mit Wohnmobilen in Europa unterwegs. Seine jüngste Mission: Die schönsten Fotomotive oberhalb des Polarkreises ausfindig machen.
Herr Heckmann, Sie waren im letzten Winter drei Monate auf Recherchereise für Ihre Reiseführer im Norden von Norwegen und Finnland. An welche Orte und Begebenheiten denken Sie am liebsten zurück?

Immer wenn ich das Farbenspiel der Nordlichter einfangen konnte, waren das für mich als Fotograf ganz besondere Momente. In Tromsø bin ich mit dem Reisemobil auf eine der nahegelegenen Inseln gefahren – und war schlicht überwältigt: die Bucht, der Schnee, die Polarlichter – einfach ein Traum!

Auch der See von Kilpisjärvi in Finnland war unvergesslich. Wenn man dort in vollkommener Stille auf den See hinauswandert, Nebel über den See wabert und dann am Abend das Polarlicht in grün und violett dazukommt – dann hat das einfach etwas Magisches. Bei Minus 20 Grad fürchtet man allerdings, nie mehr aufzutauen. Doch hier haben die Finnen vorgesorgt, denn auf jedem Campingplatz gibt es eine Sauna.

Warum sind Sie auf Ihren Reisen im Wohnmobil unterwegs?

Für mich ist das Wohnmobil die beste Möglichkeit, um individuell zu reisen. Ich bekomme das, was ich gerne dabeihaben möchte – die Freizeitgeräte und die Fotoausrüstung für meinen Beruf – allesamt im Wohnmobil unter und bin völlig flexibel unterwegs.

Und für Fotografen ist Flexibilität ja besonders wichtig …

Ganz genau! Für meine Arbeit spielen besonders die Lichtverhältnisse eine große Rolle – und daher bin ich froh, wenn ich meine Zeit so einteilen kann, wie es für mich am besten passt.

Nehmen wir mal an, ich bin in den Bergen – und bei mir schneit es. Aber der Wetterbericht spricht von klarem Himmel an der Küste. Dann kann ich spontan meine Pläne ändern – oder aber vor Ort bleiben und zwei Tage dranhängen bis das Wetter wieder aufklart. Ich muss nur meine Anzeigen im Auge behalten: Habe ich Frischwasser? Wie sieht mein Gasvorrat aus? Ist genug Kraftstoff im Tank? Das sind die einzigen Faktoren, nach denen ich mich richten muss.

Das heißt, Sie planen Ihre Reiseroute nicht im Voraus?

Ich plane nichts konkret, sondern schaue nur mal grob, welche Campingplätze offen haben. Ansonsten weiß ich nur, wann die Fähre in Deutschland losfährt und wann ich die Fähre zurücknehme. Abgesehen davon ist der Weg das Ziel. Einfach losfahren, die Landschaft genießen und offen für neue Wege sein. Denn die schönsten Flecken findet man ja sowieso abseits der bekannten Routen.

Manchmal fahre ich 50 Kilometer, manchmal 200 und manchmal gar nicht. Aber ich kann es so gestalten, wie ich das möchte. Das ist einfach das Faszinierende für mich an Caravaning.

Oberhalb des Polarkreises geht die Sonne im Winter nicht auf. Daher eine letzte Frage: Wie war für Sie das „Leben in Dunkelheit“?

Die Sonne geht zwar nicht auf, aber es gibt eine sehr lange Dämmerungsphase. Während dieser Zeiten jubelt mein Fotografen-Herz. Das sind Farben, die man vermeintlich nur mit Photoshop hinbekommt – von Rosa- bis zu Blau-Tönen. Was mich außerdem überrascht hat: Trotz des wenigen Tageslichts gibt es ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten.

Schlittenhundefahrten, Schneeschuhwanderungen und Skilanglauf kennt man – mit Fatbikes in den Langlaufloipen durch den Schnee zu pesen, war für mich aber eine neue Erfahrung.

Und überhaupt: Mitzuerleben, wie das ist, wenn Menschen praktisch zwei bis drei Monate nahezu in Dunkelheit ihren Alltag meistern, ist einfach einmalig. Und wenn die Sonne sich dann nach Monaten wieder am Horizont zeigt, ist das nicht nur für die Einheimischen etwas ganz Besonderes.

Vielen Dank für das freundliche Interview und Ihnen alles Gute für Ihre weiteren Reisen!

Das Gepäck eines Polarkreis-Abenteurers

Temperaturen von Minus 20 Grad und Schneefall in arktischen Ausmaßen erfordern besonderes Reisegepäck. Hier verrät Dirk Heckmann, welche Utensilien ihm auf seinen Reisen besonders wichtig waren.

  • Schneeketten sollte man auf alle Fälle mitnehmen – und so simpel es sich anhört: Vorher prüfen, ob diese auch tatsächlich passen. Einem anderen Fahrer waren in Norwegen die Schneeketten gerissen, weil diese zu klein waren. Die phänomenale Strecke hoch zum Nordkap ging ihm so durch die Lappen.
  • Auch ganz wichtig: Der Klappspaten. In Norwegen begrub mich ein Räumfahrzeug auf einem Parkplatz wörtlich im Schnee. Da zeigte der Klappspaten seinen wirklichen Wert.
  • Absolutes Muss: Reservegasflaschen mitnehmen. Ich hatte auf meiner Reise immer zwei Ersatzfalschen dabei und bin damit gut gefahren. Hier macht es einen großen Unterschied, wie viele Personen man an Bord hat und ob man ausschließlich mit Gas oder auch mit Strom heizt. Heizt man nur mit Gas, ist in einer Nacht mit Temperaturen unter 20 Grad eine Gasflasche sofort weg.
  • Angemessene Kleidung: Ich würde jedem empfehlen die Winterkleidung direkt dort oben zu kaufen. Ich vertraue den skandinavischen Outdoor-Ausstattern absolut, denn sie testen ihre Produkte direkt vor Ort – und wissen genau, was man braucht. In Finnland ist es etwa so teuer wie bei uns, in Norwegen etwas teurer. Aber es lohnt sich.

Sondertipp: Auch Frischwasser kann zur Mangelware werden, wenn die außenliegenden Wasserhähne eingefroren oder abgestellt sind. Daher sollte man hier frühzeitig nach einer Möglichkeit suchen, den Tank wieder zu füllen. Und wenn gar nichts mehr geht? Dann hilft die Feuerwehr gern aus – diese Erfahrung habe ich in Finnland gemacht.

Über Dirk Heckmann

Nach einem Studium der Feinwerktechnik und einer Tätigkeit als Konstrukteur bei Mercedes-Benz studierte Dirk Heckmann Journalistik. Heute ist er als freier Natur-, Reise- und Eventfotograf tätig. Seine Naturfotografien wurden mehrfach bei internationalen Fotowettbewerben ausgezeichnet. So gewann er beim BBC Photographer of the Year, beim Europäischen Naturfotografenwettbewerb, bei den Nature’s Best Photography Windland Smith Rice International Awards (USA) oder beim italienischen Asferico-Naturfotografenwettbewerb. Dirk Heckmann hat bisher zehn Reiseführer geschrieben, davon drei Wohnmobilreiseführer. Ein weiterer über das Wintercaravaning in Nordskandinavien ist z. Z. in Arbeit.

Ein großes Ziel von Dirk Heckmann ist eine mehrmonatige Reise mit einem Allrad-Wohnmobil durch Bolivien, Chile und Argentinien bis nach Feuerland. Viele dieser Regionen hat er bereits mit dem Fahrrad erkundet.

Wer einen Eindruck von seiner fotografischen Arbeiten erhalten möchte, kann auf www.heckmann.photos oder www.reiseblog.heckmann.photos stöbern.

Im Reisebericht die komplette Reise nacherleben!

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