Oberhalb des Polarkreises
Caravaning im skandinavischen Winter – ein Interview mit Fotograf Dirk Heckmann
Immer wenn ich das Farbenspiel der Nordlichter einfangen konnte, waren das für mich als Fotograf ganz besondere Momente. In Tromsø bin ich mit dem Reisemobil auf eine der nahegelegenen Inseln gefahren – und war schlicht überwältigt: die Bucht, der Schnee, die Polarlichter – einfach ein Traum!



Für mich ist das Wohnmobil die beste Möglichkeit, um individuell zu reisen. Ich bekomme das, was ich gerne dabeihaben möchte – die Freizeitgeräte und die Fotoausrüstung für meinen Beruf – allesamt im Wohnmobil unter und bin völlig flexibel unterwegs.

Ganz genau! Für meine Arbeit spielen besonders die Lichtverhältnisse eine große Rolle – und daher bin ich froh, wenn ich meine Zeit so einteilen kann, wie es für mich am besten passt.
Nehmen wir mal an, ich bin in den Bergen – und bei mir schneit es. Aber der Wetterbericht spricht von klarem Himmel an der Küste. Dann kann ich spontan meine Pläne ändern – oder aber vor Ort bleiben und zwei Tage dranhängen bis das Wetter wieder aufklart. Ich muss nur meine Anzeigen im Auge behalten: Habe ich Frischwasser? Wie sieht mein Gasvorrat aus? Ist genug Kraftstoff im Tank? Das sind die einzigen Faktoren, nach denen ich mich richten muss.
Das heißt, Sie planen Ihre Reiseroute nicht im Voraus?
Ich plane nichts konkret, sondern schaue nur mal grob, welche Campingplätze offen haben. Ansonsten weiß ich nur, wann die Fähre in Deutschland losfährt und wann ich die Fähre zurücknehme. Abgesehen davon ist der Weg das Ziel. Einfach losfahren, die Landschaft genießen und offen für neue Wege sein. Denn die schönsten Flecken findet man ja sowieso abseits der bekannten Routen.
Manchmal fahre ich 50 Kilometer, manchmal 200 und manchmal gar nicht. Aber ich kann es so gestalten, wie ich das möchte. Das ist einfach das Faszinierende für mich an Caravaning.
Die Sonne geht zwar nicht auf, aber es gibt eine sehr lange Dämmerungsphase. Während dieser Zeiten jubelt mein Fotografen-Herz. Das sind Farben, die man vermeintlich nur mit Photoshop hinbekommt – von Rosa- bis zu Blau-Tönen. Was mich außerdem überrascht hat: Trotz des wenigen Tageslichts gibt es ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten.
Schlittenhundefahrten, Schneeschuhwanderungen und Skilanglauf kennt man – mit Fatbikes in den Langlaufloipen durch den Schnee zu pesen, war für mich aber eine neue Erfahrung.

Vielen Dank für das freundliche Interview und Ihnen alles Gute für Ihre weiteren Reisen!
Das Gepäck eines Polarkreis-Abenteurers
- Schneeketten sollte man auf alle Fälle mitnehmen – und so simpel es sich anhört: Vorher prüfen, ob diese auch tatsächlich passen. Einem anderen Fahrer waren in Norwegen die Schneeketten gerissen, weil diese zu klein waren. Die phänomenale Strecke hoch zum Nordkap ging ihm so durch die Lappen.
- Auch ganz wichtig: Der Klappspaten. In Norwegen begrub mich ein Räumfahrzeug auf einem Parkplatz wörtlich im Schnee. Da zeigte der Klappspaten seinen wirklichen Wert.
- Absolutes Muss: Reservegasflaschen mitnehmen. Ich hatte auf meiner Reise immer zwei Ersatzfalschen dabei und bin damit gut gefahren. Hier macht es einen großen Unterschied, wie viele Personen man an Bord hat und ob man ausschließlich mit Gas oder auch mit Strom heizt. Heizt man nur mit Gas, ist in einer Nacht mit Temperaturen unter 20 Grad eine Gasflasche sofort weg.
- Angemessene Kleidung: Ich würde jedem empfehlen die Winterkleidung direkt dort oben zu kaufen. Ich vertraue den skandinavischen Outdoor-Ausstattern absolut, denn sie testen ihre Produkte direkt vor Ort – und wissen genau, was man braucht. In Finnland ist es etwa so teuer wie bei uns, in Norwegen etwas teurer. Aber es lohnt sich.
Sondertipp: Auch Frischwasser kann zur Mangelware werden, wenn die außenliegenden Wasserhähne eingefroren oder abgestellt sind. Daher sollte man hier frühzeitig nach einer Möglichkeit suchen, den Tank wieder zu füllen. Und wenn gar nichts mehr geht? Dann hilft die Feuerwehr gern aus – diese Erfahrung habe ich in Finnland gemacht.

Über Dirk Heckmann
Ein großes Ziel von Dirk Heckmann ist eine mehrmonatige Reise mit einem Allrad-Wohnmobil durch Bolivien, Chile und Argentinien bis nach Feuerland. Viele dieser Regionen hat er bereits mit dem Fahrrad erkundet.
Wer einen Eindruck von seiner fotografischen Arbeiten erhalten möchte, kann auf www.heckmann.photos oder www.reiseblog.heckmann.photos stöbern.