Caravaning: Judith und Martijns persönliches Abenteuer

Warum haben es die Menschen eigentlich immer so eilig? Was haben wir denn davon, ganze Landstriche zu überspringen, nur um möglichst schnell irgendein Ziel zu erreichen? Ich glaube: nicht viel. Deshalb lassen wir uns Zeit auf unserem Weg durch Kroatien. Reisen ganz bewusst. Lernen das Land kennen, entdecken seine Natur. Treffen die Leute, begegnen ihrer Kultur. Das ist noch ein richtiges Abenteuer. Und das gibt’s eben nicht all-inclusive.

In der mittelalterlichen Altstadt von Labin gibt es so viel zu entdecken. Dieser Ort atmet Geschichte. Und Geschichten. Hier haben schon vor über 2000 Jahren Menschen gelebt – und das spürt man. Die Zeit läuft einfach irgendwie anders. Besonders, wenn man von neuen Freunden auf einen alten Wein eingeladen wird.

Der Kontrast zu Rijeka könnte nicht größer sein. Und genau das liebe ich. Trubel am Hafen, noch mehr Trubel im Art Kvart, dem Kunst- und Kulturviertel. Wir lassen uns treiben. Denn wer einfach mal schaut, was passiert, erlebt mehr. Und lebt mehr! So eine Reise verändert deine Sicht auf die Welt da draußen – und macht deine eigene Welt da drinnen um so vieles reicher.

Immer auf die Sonne zu: Wir folgen der Adria Magistrale Richtung Süden, lassen uns vom Flimmern auf den tiefblauen Wellen verzaubern. Wer braucht schon eine Autobahn, wenn man der schönsten Küstenstraße der Welt folgen kann?

Dann geht es mit der Fähre rüber nach Pag, der langgezogenen Insel vor der Küste Kroatiens. Hier gibt es einen richtig luxuriösen Campingplatz direkt am Wasser. Das kann – und muss – auch mal sein. Zum Wellenrauschen einzuschlafen … Gibt es was Schöneres?

Die Landschaft hier zieht uns in ihren Bann: im Westen üppig grün, im Osten so karg, als wäre man auf dem Mond. Denn der Bora – der Ostwind vom Festland – bläst alles weg, was nicht tief genug Wurzeln schlägt. Heute trägt er uns davon. Aber erst, nachdem wir noch eine lokale Besonderheit probieren: Pags abenteuerliche Käsevariationen!

Wie wir in Baške Oštarije gelandet sind? Keine Ahnung. Wir sind spontan ins Velebit-Gebirge abgebogen, als uns danach war, Berge zu besteigen. Hier zu wandern ist wundervoll. Besonders, wenn man den Bora im Rücken hat statt im Gesicht.

Nach dem Abstieg gibt es erstmal eine Stärkung. Nicht im Restaurant, sondern an den kleinen Ständen, die die Straßen säumen. Alle verkaufen etwas „domaći“ – Einheimisches. Tomaten, Wassermelonen, Käse, Salami. Unsere Rucksäcke sind vollgestopft mit Leckereien, als wir wieder einsteigen.

Wenn uns nach ein bisschen mehr Einsamkeit – und Zweisamkeit – ist, biegen wir ab ins Inland. Der Landstrich Lika ist von urtümlichen Wäldern bewachsen, in denen es noch jede Menge Bären gibt. Wir sehen keinen, aber das wäre dann vielleicht sogar für uns ein bisschen viel Abenteuer. Hier leben wenige Menschen, aber die sind umso herzlicher. Und brennen natürlich auch ihren eigenen Schnaps. Zeit für ein, zwei Tage Fahrpause.

Und dann? Wer weiß. Vielleicht weiter nach Bosnien oder Serbien. Unser Zuhause ist schließlich immer dort, wo wir grade halten.